Felderrundfahrt mit Bürgermeister Thomas Riesch und Gemeinde- und Ortschaftsrat zum Thema Biodiversität in Gärtringen
Was unternimmt die Gemeinde Gärtringen, um die Artenvielfalt und Biodversität zu schützen und zu fördern? Um den politischen Vertreterinnen und Vertretern der Gärtringer Bürgerschaft einen Überblick über die in den vergangenen Jahren umgesetzten Maßnahmen bieten, organisierte die Gemeindeverwaltung gemeinsam mit dem langjährigen, externen Partner Werner Strunk vom Büro LarS am 04.07.2023 eine gemeinsame Felderrundfahrt mit den Gemeinde- und Ortschaftsräten. Mit dabei waren neben Herrn Strunk auch Bürgermeister Thomas Riesch, Bauhofleiter Christoph Klingler, Projektmanager Moritz Eckhard und Eberhard und Martin Lutz als Vertreter der landwirtschaftlichen Partner. Als Transportmittel diente ein Traktor mit Anhänger, der freundlicherweise von Eberhardt Lutz zur Verfügung gestellt und gefahren wurde.
Die Biodiversitätsprojekte in Gärtringen und Rohrau laufen teilweise bereits seit vielen Jahren und umfassen temporäre Extensivierungen, Bodenauftragsmaßnahmen, Baum- und Heckenanpflanzungen und die Schaffung und Pflege von Habitaten für geschützte Arten. Im Rahmen der Ortsbefahrung wurde zunächst der Gärtringer Norden angesteuert, wo in Kooperation mit der Landwirtschaft Blühwiesenflächen und Bodenauftragsmaßnahmen umgesetzt worden sind. So sind insbesondere bei der Erschließung des Gewerbegebiets Riedbrunnen II über 30 ha Oberboden und kulturfähiger Unterboden auf Flächen der Landwirtschaft ausgebracht worden. Humoser Oberboden ist ein wichtiger Lebensraum für Bodenlebewesen und Pflanzen, verzeichnet eine erhöhte Wasseraufnahmefähigkeit und trägt zum Grundwasserschutz bei. Die Blühwiesenstreifen, die auch an zahlreichen anderen Orten auf dem Gemeindegebiet angelegt wurden, dienen als Rückzugsraum für Insekten und tragen zum Erosionsschutz bei.
Weitere Etappen waren Flächen am Waldkindergarten und den Waldhöfen sowie an der alten Weinbergmauer, bei der Entbuschungsmaßnahmen zur Schaffung von besonders insekten- und artenfreundlichen Magerwiesen sowie Projekte zur Schaffung von Habitaten und Nisthilfen vorgestellt wurden. Schließlich wurde auch das Kiebitzgebiet besichtigt, bei dem Herr Strunk und Bauhofleiter Christoph Klingler die Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Kiebitzpopulation erläuterten
Der Gemeindewald Gärtringen im Jahresverlauf 2022
Wie jedes Jahr war die Forstverwaltung zu Anfang des Jahres vorrangig mit dem Holzeinschlag beschäftigt. Die Holzaufarbeitung wurde zum Einen durch „unsere Waldarbeitergruppe“, vertreten durch Herrn Kleemann, Herrn Weindel und Herrn Schöttle, unterstützt durch Herrn Rudolph von der Gemeinde Aidlingen, von Hand mit der Motorsäge durchgeführt.
Zum Anderen wurde ein Teil der Holzmasse durch einen Unternehmer mittels einem Harvester (Holzvollernter) aufgearbeitet. Die Waldarbeitergruppe war zudem noch in den Nachbargemeinden Deckenpfronn, Nufringen, Aidlingen und Grafenau in der Holzernte und später auch noch mit Pflegearbeiten beschäftigt. Insgesamt wurden im Gemeindewald ca. 2840 Festmeter Holz aufgearbeitet.
Das Brennholz muss an dieser Stelle besonders erwähnt werden. Angeboten wurden 103 Brennholz-lang-Lose mit insgesamt ca. 460 Festmeter, sowie 16 Flächenlose. Auf Grund der Vorgaben durch die Coronaverordnungen konnte keine öffentliche Versteigerung im Saal durchgeführt werden. Somit wurde das Holz, wie bereits im Vorjahr, über einen Webshop online angeboten und verkauft. Die Nachfrage war so groß, dass die ganze Menge in sage und schreibe 6 Minuten verkauft war. Leider konnten nicht alle Interessenten ihr gewünschtes Holz erwerben, was zu einigem Unmut führte. Es bleibt zu hoffen, dass 2023 wieder
eine Versteigerung in üblicher Form durchgeführt werden kann.
Bei der Kultivierung wurden im Frühjahr 200 Douglasien gepflanzt. Dies ausschließlich auf Flächen, wo in den Jahren zuvor der Borkenkäfer die Bäume zum Absterben gebracht hat. In der Folgezeit waren die Waldarbeiter mit Kultursicherungsarbeiten beschäftigt. Im Frühsommer wurde eine Verkehrssicherungsmaßnahme entlang der K 1075 durchgeführt. Hierfür mussten einige Bäume entlang der Straße und dem Radweg gefällt werden. Die notwendigen kurzzeitigen Straßensperrungen wurden von der Straßenmeisterei Herrenberg mittels Ampelanlage vorgenommen.
Im Spätsommer stand die Jungbestandspflege auf der Agenda. Hierbei wurde eine Fläche von ca. 20 ha bearbeitet. Aufgrund der sehr warmen und trockenen Witterung mussten auch im Jahr 2022 wieder Bäume wegen Borkenkäferbefall gefällt und aufgearbeitet werden. Ab dem Herbst war die Forstverwaltung dann wieder mit dem planmäßigen Holzeinschlag beschäftigt.
Gewässerentwicklungsplan
Die Gemeinde Gärtringen kam als Unterhaltungslastträger ihrer gesetzlichen Verpflichtung nach und erstellte für die Fließgewässer 2. Ordnung einen Gewässerentwicklungsplan.
Ziel des Gewässerentwicklungsplans ist die Bereitstellung eines konkreten Maßnahmenkataloges zur dauerhaft naturnahen Entwicklung der Gewässer, welcher im Rahmen der Unterhalts- und Ausbaulast zielgerichtet umgesetzt werden soll. Die Gemeinde beauftragte im Berichtsjahr das Landschaftsarchitekturbüro Geitz & Partner aus Stuttgart mit dem Gewässerentwicklungsplan.
Im ersten Schritt wurde der Gewässerzustand der Fließgewässer von den Mitarbeitern des Büros Geitz kartiert.
Hierzu war es notwendig, dass die Mitarbeiter des Landschaftsarchitekturbüros Geitz & Partner sowohl öffentliche als auch private Grundstücke betreten mussten um den derzeitigen Gewässerzustand zu erfassen.
Hierfür möchten wir uns auch an dieser Stelle nochmals bei allen Grundstückseigentümern für ihr Entgegenkommen bedanken.
Für folgende Fließgewässer wurde der Gewässerentwicklungsplan erstellt: Kayerbach, Riedbrunnengraben, Krebsbach, Kohlklinge und Seitengewässer.
Die Kiebitze brüten wieder in Rohrau
Dank der Spende von Bürgerinnen und Bürgern aus Gärtringen und Rohrau konnte die vom Bauhof selbst konstruierte Beobachtungsplattform am Kiebitzschutzgebiet in Rohrau mit Ferngläsern ausgestattet werden und steht für alle kleinen und großen Naturbeobachter zur Verfügung. Im Jahr 2020 hat das Kiebitz-Projekt in der Krebsbachaue mit 23 Brutpaaren einen neuen Rekord verzeichnet. Auch dieses Jahr sind schon erste Vögel wieder gesichtet worden.
Die Gemeinde arbeitet mit dem Demeter Hof Sindlinger, dem NABU, dem Landratsamt, dem Büro für Tier- und Landschaftsökologie Dr. Jürgen Deuschle und dem Planungsbüro für Umweltmanagement und Freiraumplanung Werner Strunk erfolgreich zusammen, um optimale Brut- und Lebensbedingungen für den Kiebitz und andere seltene Tierarten wie die Wechselkröte und Laubfrosch zu schaffen.
Vom Kiebitz-Projekt profitiert neben der Natur auch die Landwirtschaft: Bei naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen für Neubaugebiete kann die Gemeinde weitgehend auf die Inanspruchnahme zusätzlicher landwirtschaftlicher Flächen verzichten, weil das Öko-Konto mit 4,2 Mio. Punkten aus dem Kiebitz-Projekt gut gefüllt ist und angerechnet werden kann. Seit 2019 besteht eine Besucherplattform zur Information der Bevölkerung.
Kultur– und Nutzungsplan Gemeindewald Gärtringen
Das Forsteinrichtungswerk für das Wirtschaftsjahrzehnt 2017 - 2026 wurde im Gemeinderat am 08.11.2016 vorgestellt und beschlossen. Das Werk stellt die Planung der Waldbewirtschaftung dar auf ein Jahrzehnt ausgelegt. Mit Ablauf des Wirtschaftsjahrs 2021 ist das fünfte Wirtschaftsjahr vollzogen, somit ist die Halbzeit des Planungszeitraums erreicht. Innerhalb dieses Jahrzehnts können regionale Schwankungen z.B. durch Witterungseinflüsse (Stürme) oder diverse Schwankungen im Holzmarkt ausgeglichen werden.
Ein Ziel unseres Forstbetriebs ist es, den erneuerbaren Rohstoff Holz zu produzieren und zu nutzen. Daneben werden in Gärtringen im Sinne einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und zur Sicherung der vielfältigen Leistungen des Waldes nachstehende 3 Konzepte umgesetzt:
Eine naturnahe Waldwirtschaft, diese umfasst:
- Alt- und Totholzkonzept zur Erhaltung der Waldökologie, u.a. auch mit der Schaffung von nichtbewirtschafteten Flächen wie Waldrefugien („Urwald“)
- Zertifizierung (PEFC Standard)
Für das nächste Wirtschaftsjahr werden vorgesehen:
1.Kulturplan 2022:
Pflanzung (auf Käferflächen): Douglasien 200 Stück
Nachbesserung auf bereits vorhandenen Kulturflächen: Traubeneichen 50 Stück
Gesamt: 250 Stück
Weitere Maßnahmen sind vorgesehen für:
- Kultursicherung auf einer Arbeitsfläche von 1,3 ha
- Jungbestandspflege auf einer Fläche von 11,9 ha
- Schlagpflege: 14,4 ha
- Einzelschutz, Verbißschutz (chemisch): 9,2 ha
- Einzelschutz mit Wuchshüllen 200 Stk: 0,2 ha
2. Nutzungsplan 2022
Die Holzbodenfläche beträgt 415,9 ha. Die Gesamtnutzung wurde im neuen Forsteinrichtungswerk festgelegt auf 25.500 Fm, das entspricht einer durchschnittlich jährlichen Nutzung von 2.550 Fm.
Der Vollzug 2017 beläuft sich auf 2.508 Fm
(ZN* 9 Fm 0,35 %)
Der Vollzug 2018 beläuft sich auf 2.199 Fm
(ZN* 235 Fm 12,00 %)
Der Vollzug 2019 beläuft sich auf 1.907 Fm
(ZN* 540 Fm 28,00 %)
Der Vollzug 2020 beläuft sich auf 1.529 Fm
(ZN* 549 Fm 36 %)
Der Vollzug 2021 beläuft sich auf (Stand 1.9.)
989 Fm (ZN* 94 Fm 9 %)
Solleinschlag: 12.750 Fm bisher Summe 9.132 Fm
(ZN* 1.427 Fm)
Aufgrund des landesweit rückgängigen Schadholzaufkommens und der gestiegenen Nachfrage, insbesondere an Nadelholz, wurde der verhängte Nadelholzeinschlagstop aufgehoben.
Die bei uns angefallenen Schadholzmengen haben nicht dazu geführt, dass der, bei der Forsteinrichtung hergeleitete Hiebssatz überschritten wurde. Im Gegenteil: Es wurde weniger Holz eingeschlagen als
planmäßig möglich gewesen wäre. Der Ausgleich soll planmäßig in den kommenden 5 Jahren (restlicher Forsteinrichtungszeitraum) vorgenommen werden.
Für die kommende Holzernte ist ein Einschlag von 3.200 Fm geplant. Der planmäßige Teil soll auf einer Fläche von 51,8 ha vollzogen werden. Bei der Kalamitätsholzmenge wird gegenüber den letzten Jahren
etwas weniger erwartet. Der vorgesehene Holzeinschlag 2022 verteilt sich auf folgende Sortimente:
Fichte/Tanne-Stammholz | 2.010 Fm |
Kiefer-Stammholz | 130 Fm |
Nadelholz-Industrieholz | 120 Fm |
Buche-Stammholz | 70 Fm |
Brennholz | 450 Fm |
Derbholz im Reisig, Laub- und Nadelholz | 420 Fm |
Gesamt | 3.200 Fm |
ZN* = Zufällige Nutzung
Vorbildliches Projekt für Natur- und Artenschutz
Das Kiebitz-Projekt in der Krebsbachaue in Rohrau verzeichnete mit 23 Brutpaaren im Jahr 2020 einen neuen Rekord. Die Gemeinde arbeitet mit dem Demeter Hof Sindlinger, dem NABU, dem Landratsamt, dem Büro für Tier und Landschaftsökologie Dr. Jürgen Deuschle und dem Planungsbüro für Umweltmanagement und Freiraumplanung Werner Strunk erfolgreich zusammen, um optimale Brut- und Lebensbedingungen für den Kiebitz und andere seltene Tierarten wie die Wechselkröte und den Laubfrosch zu schaffen. Vom Kiebitz-Projekt profitiert neben der Natur auch die Landwirtschaft: Bei naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen für Neubaugebiete kann die Gemeinde weitgehend auf die Inanspruchnahme zusätzlicher landwirtschaftlicher Flächen verzichten, weil das Öko-Konto mit 4,2 Mio. Punkten aus dem Kiebitz-Projekt gut gefüllt ist und angerechnet werden kann. Seit 2019 besteht eine Besucherplattform zur Information der Bevölkerung.
Kultur und Nutzungsplan 2021 für den Gemeindewald
Das Forsteinrichtungswerk für das Wirtschaftsjahrzehnt 2017 - 2026 wurde dem Gemeinderat am 08.11.2016 vorgestellt und beschlossen. Das vierte Wirtschaftsjahr des Forsteinrichtungswerks läuft noch, der Holzeinschlag ist nahezu abgeschlossen.
Ein Ziel unseres Forstbetriebs ist es, den erneuerbaren Rohstoff Holz zu produzieren und zu nutzen. Daneben werden in Gärtringen im Sinne einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und zur Sicherung der vielfältigen Leistungen des Waldes nachstehende Konzepte umgesetzt:
- Eine naturnahe Waldwirtschaft,
- Alt- und Totholzkonzept zur Erhaltung der Waldökologie,
- Zertifizierung (PEFC Standard),
- Waldeigentum mit einer Fläche von 5 ha, die der Natur überlassen wird
1. Kulturplan 2021:
Die vorgesehenen Pflanzungen von 130 Bäumen dienen der Komplettierung oder der Nachbesserung auf vorhandenen Kulturenflächen.
Weitere Maßnahmen:
- Kultursicherung
- Jungbestandspflege
- Schlagpflege
- Einzelschutz, Verbißschutz
2. Nutzungsplan 2021:
Die Holzbodenfläche beträgt 415,9 ha. Die Gesamtnutzung wurde im neuen Forsteinrichtungswerk festgelegt auf 25.500 Fm, das entspricht einer durchschnittlich jährlichen Nutzung von 2.550 Fm.